20. April 2017

Alain Clément und Beate Debus

Katalog zur Ausstellung „Alain Clément und Beate Debus“ vom 23.04. bis 18.07.2017 im Grafikmuseum (Texte: Rémy Bucciali, Dr. Linn Kroneck).

72 Seiten mit Farbabbildungen
Hardcover, 21 x 21 cm

25. Juli 2017
Beate Debus: Kreuzüberhangen

Alain Clément und Beate Debus

Wer zwei Künstler zu Doppelschau lädt, lädt zu Vergleich, macht neugierig auf Ähnlichkeit und Unterschied. Hier am Beispiel Alain Clément (Nîmes, Paris) und Beate Debus (Oberalba/Rhön). Die fundamentalen Gegensätze: Sie gehören unterschiedlichen Generationen und Geschlechtern an, kommen aus verschiedenen Ländern und sind sich nie begegnet. Der eine extemporiert im Farbrausch, die andere schätzt die Farbreduktion, der eine liebt Schwünge und Rundungen, die andere mag es kantig. Trotzdem befassen sich beide mit Bewegungsdarstellungen und u. a. auf expressive und stark abstrahierende Art mit der menschlichen Figur. Ein Element scheint das Tänzerische im weitesten Sinne. Der Tanz als Bewegungsform, auch als erspielte Bewegung von Linien.

Welchen Tanz Beate Debus und Alain Clément um den Tanz aufführen. Wie sie als Tanzmeister und Regisseure auftreten und ihren tanzenden Partnern ihren Rhythmus vorgeben und zu Seele bringen. Wie sie die Tänze choreografieren, nach innerer Bewegtheit spionieren bei Schautanz, Solotanz, Balztanz, Narrentanz, Paartanz, Totentanz. Und bei Beate Debus finden wir Titel wie „Eintanz“, „Doppeltanz“, „Schattentanz“, „Konzentrischer Tanz“, „Exzentrischer Tanz“, „Gegenläufiger Tanz“, „Apokalyptischer Tanz“. Und wir können uns dazu ein Vorher und ein Nachher vorstellen, die Dramatik. Bei Alain Clément „tanzen“ großzügig dahingezeichnete Schwünge mit beschwingter Leichtigkeit über die Blattgevierte. Seine Gebärden sind, wie der Künstler selbst erklärt, ein „Tanz, der nicht mehr den Körper der Tänzerinnen darstellt, sondern die Bewegung der Linie“.

In der Ausstellung wurden Grafiken von Alain Clément sowie Skulpturen und Zeichnungen bzw. Grafiken von Beate Debus gezeigt.

Dr. Linn Kroneck

20. April 2017

Michael Morgner – Schweißtücher

Michael Morgner ist Zeit seines Lebens seinem einzigartigen Formenrepertoire treu und in der Region Chemnitz sesshaft geblieben. Dort entwickelte er nach dem Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig sein reduziertes, aber symbolisch reiches Figurenarsenal. Er legt grafische Körpergerüste an, verknappt die Liniengeflechte und verdichtet sie zu Piktogrammen. Stehende, Schreitende und Hockende beleben seither die oft abstrakten Bildgründe.

In Grafikfolgen ätzt er die Linien tief in die Platten. Doch die grafische Technik limitiert das Format, während er auf seinen großformatigen Leinwänden auf Expansion und Monumentalität aus ist. Und wie ein Archäologe arbeitet er sich dann in die Tiefenschichten des Materials, spaltet Papierlagen und reißt, fetzt an den Bildhäuten.

Oder er druckt vielsagende Corpora auf fragile Seidenpapiere und macht daraus „Schweißtücher“ elementarer Weltereignisse. Knitterspuren erinnern an Tuchfalten, Farben durchdringen sie wie Christi Blut.

Seine wichtigste Bildformel ist seine „Angstfigur“. Sie ruht in einer Kapsel, als wäre sie gefangen in gewaltigen Festungsmauern, die sie wie ein dicker Panzer ummanteln. Äußeren Kräften schonungslos ausgeliefert, verharrt sie in Resignation und Angststarre. Zum Sinnbild für den gefährdeten und leidenden Menschen nutzt Morgner das Ecce-Homo-Motiv, das tief in der christlichen Mythologie verwurzelt ist. Ihm aber ist es Ausdruck subjektiven Erleidens. Aktiver Gegenspieler ist sein „Schreitender“, der sich, die Arme energisch nach oben gerissen, kühn Lebensraum erobert.

Dr. Linn Kroneck

20. Januar 2017

Michael Morgner. Schweißtücher

Katalog zur Ausstellung „Michael Morgner. Schweißtücher“ vom 22.01. bis 16.04.2017 im Grafikmuseum (Texte: Prof. Dr. Edwin Kratschmer, Dr. Linn Kroneck).

76 Seiten mit Farbabbildungen
Softcover, 30 x 21 cm