Das Grafikmuseum Stiftung Schreiner hat sich entschieden, zwei Künstler zur Ausstellung einzuladen, die beide auf unterschiedliche Weise mehr oder weniger dem Konstruktivismus zuzuzählen sind. Sie haben sich nie kennen gelernt, kommen aus Ost und West, besitzen jedoch ein ähnliches ästhetisches Raster. Beide haben sich der Konkretisierung verschrieben, schätzen das Konstruktive und Geometrische, die gerade Linie. Und sind doch so verschieden.

Bernd Hahn (Dresden) streut in seine exzessiv geschwungenen „Kritzeleien“ geometrisch konstruierte Segmente. Die mathematische Perfektion der Quadrate und Rechtecke und die Hektik und Spontaneität der freien Formen werden spannungsreich kontrastiert. Gern lässt er sich von den Möglichkeiten der Monochromie faszinieren. Großformatige, auf wenige Töne beschränkte Farbfelder füllen die Bilder von Rand zu Rand. In seinen Streifenbildern bündelt er parallele Bänder dicht an dicht, erfreut sich an der Rhythmik der Geraden, Streifen und Farbbahnen. Oder er reduziert sein Formrepertoire auf eine einzige Linie, die er mit Pastellkreiden durchs Blattgeviert zieht.

Der Bildhauer Udo Rödel (Münchberg) spürt auf Wanderungen durch die oberfränkische Landschaft achtlos Weggeworfenes, Beiläufiges und längst Vergessenes auf. Er erforscht die Formen der Fundstücke, verändert Oberflächen und verfremdet Objekte. Dabei bevorzugt er Granit, Gneis, Fichtelgebirgsmarmor oder Schiefer. Es sind Säulenreste, Pflaster- oder Grenzsteine, in deren Tiefen er sich meißelt, sägt oder bohrt. Er ergänzt sie durch sein eigenes Formrepertoire aus linearen technoid anmutenden Konstruktionen. Nach oben strebende und richtungsbetonende Senkrechten prägen diese Installationen. Schlanke Stahlgerüste umschließen wie Schutz- und Trutzburg z. B. wuchtige Holzblöcke.