Naivität – im Sinne von Henri Rousseau – , Abstraktion und Gestaltungswille sind die drei wesentlichen Komponenten, die den Charakter der Arbeiten von A.R. Penck bestimmen. Seine Bildkunst ist strukturell zwischen Zeichnung und Malerei angesiedelt. Die im Bildaufbau oft zufällig organisierten Motive sowie seine Blattaufteilung unterliegt mit Formenkürzeln, Signets und den typischen Zeichen wie Punkte, Augen, Kreuz, Sonne, Mond usw. einem Programm, welches der Künstler der Zeichensprache der Kybernetik abgeleitet und entwickelt hat. Die Tierfigurationen erhalten einen symbolischen Charakter wie z.B. Adler oder Schlange, die nach Übersiedlung des Künstlers in den Westen Deutschlands dann ergänzt wurden von Löwen, Stieren und Pferden. Diese archetypischen Formen stehen in der Grafik (Lithografie, Radierung, Holzschnitt und Siebdruck) für deren symbolische Eigenschaften und beziehen sich auf die jeweilige Gesellschaft. Die Übernahme solcher Symbole beinhaltet die Möglichkeit der Verdichtung und verstärkten Aussage seiner Bildwelt.
A.R. Penck wollte mit seinen Welt- und Systembildern „moderne Historienbilder“ schaffen, die ein Abbild der Gesellschaft sein und in Gesellschaft zurückwirken sollten. In einem Interview aus dem Jahr 1988 trifft der Künstler die Feststellung: „Meine Kunst schließt ein gewisses politisches Bewusstsein oder einen gewissen politischen Irrtum mit ein.“
Ergänzt wird die Ausstellung mit Arbeiten zeitgenössischer internationaler Künstler in deren Kontext das Wirken von A.R. Penck gezeigt werden soll. Donald Baechler (USA), Tony Bevan (UK), James Brown (USA), Eduardo Chillida (Spanien), Tony Cragg (UK), Enzo Cucchi (Italien), Per Kirkeby (Dänemark), Mimmo Paladino (Italien), Arnulf Rainer (Österreich), Juliano Sarmento (Portugal), Sean Scully (Irland) und die Deutschen Georg Baselitz und Markus Lüpertz.
Wir danken für die Zusammenarbeit mit der Galerie Sabine Knust, Mathias Kunz München und Kunstprojekte Sigrun C.M. Leyerseder.
Stefanie Barbara Schreiner