Im Schaffen von Johannes Heisig (*1953; 1989-1991 Rektor der Hochschule für Bildende Künste Dresden) nimmt das Selbstbildnis einen wichtigen Stellenwert ein. Es sind Selbstbetrachtungen, neugierige Ich-Erkundungen, sensible Introspektionen und rücksichtslose Zwiegespräche mit seinem Alter Ego. Heisig schätzt dieses „Privileg des exzessiven Selbstgesprächs“.
Doch der „Menschenmaler“ Heisig gestaltet auch seine „Fremd“-Porträts zu Erscheinungen, die weit über die bloße Darstellung von Ähnlichkeit hinausgehen. U.a. fasziniert ihn die „Verführungskraft“ eines Bildes. In der Malerei ist er ein Farbvirtuose, der mit reliefartiger Pastosität, mit Verschorfungen und Vergrindungen Licht-Schatten-Wirkungen erzielt. Seine kaleidoskopischen Vielfigurenbilder bieten vielschichtige Raum-Zeit-Synthesen aus Erlebnissen und Beobachtungen. Dabei verblüfft Skizzenhaftes und Flüchtiges neben exakt akzentuierten Details.
Als Grafiker ist ihm das Schwarz-Weiß, aus dem er sein drastisches Figurenarsenal schürft, wichtige Botschaft. Die Lithografie ist ihm hierzu eine ideale Technik, die ihn zu Übermalungen und Um- und Weiterführungen reizt.
Der Künstler lebt im brandenburgischen Kyritz. Von dort bezieht er auch Motive für expressive Landschaften und Blüten-Stillleben, die jedoch weit mehr sind als bloße Naturbekundungen.
Die Bad Stebener Ausstellung vereint Malereien, Grafiken und Zeichnungen aus fünfzig Jahren seines künstlerischen OEuvres; darunter Werke zu Bob Dylan und Van Morrison, zu Richard Wagner, zur Literatur von Dylan Thomas und Ted Hughes, aber auch ganz persönliche und bewegende Zeichnungen zur Familie.
Dr. Linn Kroneck