Hans Scheibs (* 1949) Generalthema ist das Sehen im genauen Beobachten, das regelrecht ins Mark trifft. Jedoch ergeht er sich nicht im weitschweifigen Fabulieren. Um höchste Klarheit in der Aussage zu erzielen, unterwirft er das grafische Vokabular der Kaltnadel als seinem ureigensten Ausdrucksmittel der äußersten Reduktion: Nervös-flirrende Linien und dicht gesetzte Strichbündel in kräftigem Schwarz erschaffen ein Panoptikum der Sichtweisen auf Menschliches, Allzumenschliches. Hierbei konzentriert er sich motivisch ausschließlich auf die Figur, die bei ihm Existentielles berührt und somit zur ikonischen Chiffre für die satirische Analyse der unmittelbaren Gegenwart wird. In fünf thematisch nach Akt, Landschaft, Köpfen und Tieren sowie Porträts inklusive Selbstbildnissen geordneten Räumen werden erstmals die zwischen 1977 und 2023 entstandenen Werke präsentiert.
Dr. Tobias Ertel